Posts mit dem Label Miriam Döring werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Miriam Döring werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 11. Juni 2014

Telleranalyse - "Bioabfall aufgetischt"


Bei dem im Folgenden behandelten Werk handelt es sich um eine Farbfotografie, dessen Künstler, Titel, Erscheinungsjahr- und Ort sowie Originalgröße mir unbekannt sind.
Die Fotografie liegt im Querformat mit dem Seitenverhältnis 4:3 vor. Sie zeigt eine zentrale und parallele Aufsicht auf eine ebene Fläche, deren Grund mit einem aufgefalteten Zeitungspapier ausgelegt ist. Sehr mittig darauf sind fast kreisförmig Essensreste platziert, die sich vermischen, überlagern und das Zeitungspapier innerhalb dieser Form fast vollständig bedecken. Außerhalb dieser zentralen Anhäufung lassen sich einzelne Essensreste, Krümel und Flecken erkennen. Somit lässt sich das Bild in drei Ebenen aufteilen: den Hinter-/Untergrund des Zeitungspapiers, den Mittelgrund durch die außerhalb der zentralen Form liegenden Teile sowie den Vordergrund des sich scheinbar leicht in die Höhe stapelnden Bergs, wobei die Draufsicht eine genaue dreidimensionale Vorstellung verunmöglicht.
Inhalt - Nahrungsmittel - und Komposition der Fotografie erinnern an ein Stilllebenmotiv.

Auffällig ist eine Spannung zwischen Ordnung und Chaos: das Zeitungspapier ist durch seinen Aufdruck von Schriftzügen im Blocksatz sowie von rechteckigen Fotografien in relativ gerade horizontale und vertikale Linien gegliedert. Außer einer Artikelüberschrift in der linken oberen Bildhälfte mit den Worten „... Claims More Books Coming“ (erstes Wort unleserlich), lassen sich die abgedruckten Texte nicht definieren. Auch die unter der Überschrift abgebildeten Schwarzweiß-Fotografie ist zur Hälfte mit Essensresten bedeckt und somit kaum erkennbar. In der rechten unteren Bildhälfte ist eine sw-Portraitfotografie im Passbildformat einer Frau zu sehen. Gleichformatige, jedoch von der oberen bzw. rechten Bildkante abgeschnittene Portraits sind in der rechten oberen Bildhälfte festzumachen. In dieser lässt sich auch eine weitere Abbildung erahnen, die jedoch von Blattgrün bedeckt ist.
Dieser Ordnung des Untergrunds entspricht auch die zentrale Platzierung des Essensberges in der Bildmitte, der sich wie bereits gesagt annäherungsweise durch eine Kreisform beschreiben lässt. Teilt man das Bild durch die horizontale und vertikale Mittelachse entstehen vier Bildteile, die ähnlich ausgefüllt sind, nämlich jeweils in dem zur Mitte gerichteten Teil mit einem Ausschnitt des Essensbergs und der restliche Teil mit Zeitung bzw. vereinzelt liegenden Essensresten. Es entsteht ein Gleichgewicht zwischen der oberen rechten Bildhälfte, in der der Viertelkreis nicht vollständig mit Essen ausgefüllt ist, und der unteren linken Bildhälfte, in der das Essen über jenes Kreisviertel hinausgeht. Zudem befinden sich in jeder Bildhälfte auf der von mir definierten Mittelebene etwa gleichermaßen viele Essensreste außerhalb des Kreises: oben links vermutlich Kartoffelreste sowie Maiskörner und Stücke von Roter Bete, oben rechts einige gleichermaßen rote Krümel sowie ein bereits erwähntes grünes, verwelktes Blatt, unten rechts einige Cocktailtomaten sowie ein größeres Blattbündel, das den zentralen Essensberg berührt und in der unteren linken Ecke sind rote Flecken auf dem Zeitungspapier auffällig. Dunklere, vermutlich durch Fett oder Feuchtigkeit erzeugte Flecken sind in allen vier Bildhälften zu erkennen.
Diese formale Ordnung wird mit einer farblichen und inhaltlichen Unordnung kontrastiert:
die bunte, zufällig erscheinende Stapelung der Essensreste hebt sich stark von dem schwarz-weißen Untergrund des Zeitungspapiers ab. Jenes verblasst in der oberen Bildhälfte zunehmend bis zum fast vollständigen Verschwinden der Textsegmente, was auf eine starke Belichtung beim Fotografieren zurückzuführen ist.
Die Essensreste zeigen hauptsächlich Farbabstufungen verschiedener Gelb- bis Braun- und Rot- bis Dunkelviolett-Töne; Farbakzente werden durch die grünen Blattreste sowie eine einzelne – deshalb auffällige – grüne Erbse gesetzt. Nicht alle Essensreste können definiert werden, da es sich hauptsächlich um bereits benutzte, verarbeitete Nahrung handelt, die nicht mehr in ihrem Urzustand zu sehen ist. Für mich erkennbar sind Reste von Gemüse - kleine Tomaten, Champignons, Radieschen, Mais Erbse, Paprika, Kartoffel -, Obst - Zitronen, Orangen, Pflaumen, Kirsche –, Blättern – vermutlich Kräuter - und verarbeiteten Produkten – gekochter Reis, Toast, Brötchen, Käse oder Butter - . Die meisten abgebildeten Lebensmittel sind bereits zerschnitten, zerhackt , zerquetscht oder zerstampft. 
Zwei Champignons, ein Radieschen, eine Kartoffel, eine Pflaume und sechs Cocktailtomaten, bilden unter anderem die wenigen geometrischen Formen (Kreis und Oval). Größere Farbflächen in Hellgelb entstehen außerdem durch die annähernd rechteckige Toastbrotscheibe an der oberen Bildkante sowie das ebenfalls farb- und formgleiche Käse- oder Butterstück im unteren rechten Bildteil.
Auffällig ist eine längliche, zur linken Seite geneigte diagonale Form, die an einen Knochen erinnert, und auf der linken Bildhälfte innerhalb des Kreises einen großen Platz einnimmt. Undefinierbar bleiben für mich vor allem dunkelrote Segmente mittig des Haufens sowie rosa-bräunliche Stücke im rechten Teil, die evtl. (rohes) Fleisch abbilden könnten.
 
Konzentriert man sich auf diesen zentralen Bildteil, in dem der Betrachter versucht die einzelnen Lebensmittel zu definieren, wird dessen Umraum, der von mir definierte Mittelgrund, umso interessanter: hier lassen sich alle Farbigkeiten wiederfinden; zudem wird der Blick auf das darunter liegende Zeitungspapier gelenkt.
Die Konstellation der Lebensmittelreste auf Zeitungspapier erinnert an Bio-Abfall, der häufig in einem mit Zeitungspapier ausgelegten Abfalleimer gesammelt wird. Jedoch zeigt die Aufsicht, wie bereits erwähnt, anstelle des Blicks in einen Abfalleimer jenen auf eine ebene Fläche mit sauber ausgelegten Zeitungspapier, wodurch eine Tischplatte assoziiert werden kann. Die kreisförmige Anordnung der Nahrungsmittel impliziert eine gedankliche Verknüpfung zu einem Teller. Würden die Nahrungsmittel nicht benutzt erscheinen, könnte es sich formal gesehen also auch um ein zubereitetes Gericht handeln, indem sich die verschiedenen Bestandteile ebenfalls meist vermischen und eine bunte Farb- und Formkomposition ergeben. Letztlich ist in dem Essenshaufen eigentlich alles zu finden, was eine reichhaltige Mahlzeit ausmacht. Aus diesem Gedankengang heraus ergibt sich die Frage, wieso das Essen wie Abfall erscheint – schließlich sind keine Spuren von Fäulnis erkennbar und somit seien die Reste (abgesehen von den undefinierbaren Teilen, die evtl. Knochen und Fleisch darstellen könnten) sicher noch essbar.
Könnten diese Essensreste, wie der Mensch sie häufig unachtsam und aus Überfluss wegwirft, nicht einen anderen Mensch noch satt machen? Warum wird in unserer Gesellschaft so viel Essen unnötig weggeworfen? Indem das Bild der Essensreste einer Tellerfotografie beispielsweise eines Rezeptbuchs analog erscheint, erhalten jene einen höheren Wert und treten aus der Abfallthematik heraus. Eine Nahrungsmittelverschwendung findet „über den Tellerrand hinaus“ nicht nur im häuslichen Kontext statt, sondern das Bild assoziiert auch die Thematik und Praxis des Containerns.


Montag, 5. Mai 2014

"Zwiebeln und Heidelbeeren" auf der Arbeitsfläche

schälen
halbieren
blanchieren
abkühlen
trennen
dazu geben
verrühren
zum Kochen bringen
gießen
marinieren
schälen
halbieren
voneinander trennen
blanchieren
zerdrücken
dazu geben
vakuumieren
garen
abkühlen
abseihn
würzen
blanchieren
pürieren
abkühlen
ziehen lassen
abseihen
[servieren
erwärmen
erhitzen
gießen
anrichten
garnieren]

 





"Zwiebeln und Heidelbeeren"...Waldspaziergang am See...

"Zwiebeln und Heidelbeeren" - so der Titel meines Rezepts.
Lange überlegte ich, was ich damit anfangen soll. 
Die Zutaten: zwar nicht ganz so exquisit wie im Original, aber dennoch (Alternativen) zugänglich...
Kochen? Möglich.
Zuerst interessierten mich die vielen Zeit- und Ortsangaben und die Verben...schälen, halbieren, blanchieren, abkühlen, trennen, ... 
ich probierte aus, was bleibt, wenn man das Rezept darauf reduziert...
"Küche als Schlachtfeld"
aber ich kam nicht weiter.
Jedenfalls nicht im Zusammenhang mit diesem Projekt...erstmal...

Also kochte ich.
Ich bin wirklich überhaupt kein Freund von Zwiebeln!!
Umso mehr natürlich von Heidelbeeren :)
Ersteres änderte sich schlagartig mit diesem Gericht. Ein Gedicht! (Wenn ihr wollt, gibts morgen noch Reste-Kostprobe ;) ). 
Noch mehr als der Geschmack faszinierten mich die Farben.
"Die Zwiebeln und die Schalotten mit dem Kiefernöl um den Saucenspiegel herum anrichten".
Saucenspiegel...spiegelnder See... plötzlich war es so klar: ich sah die Zwiebeln in der Erde, sah die Kiefernbäume und roch die Düfte eines Waldspaziergangs...
So verwandelte sich der Teller:

...in ein Bild...


"Zwiebeln und Heidelbeeren", Aquarell, 25x25cm

 (weitere Zutaten u.a.: Heidelbeersaft, Apfelbalsamessig, Thymian, Petersilie,...)

Aber mein Interesse gilt weiterhin mehr dem Vorgang des Kochens, der Küche als Schlachtfeld, als dem "Produkt"...dies also erstmal nur ein erster Ansatz... später mehr ! :)

Montag, 28. April 2014

„Kaiser Natron – seit 100 Jahren bewährt … fürs Wohlbefinden“

Von Anfang an interessierte mich die traditionell gehaltene Verpackung des Kaiser Natrons und die Betonung auf das Generationen umfassende Alter des Produkts.
Wer kauft heutzutage noch „Kaiser Natron“? Wie beeinflusst das Design, die Aufmachung und die Werbung von Lebensmitteln unser Einkaufsverhalten? Worauf achte ich, wenn ich einkaufe? Sprechen mich eher Produkte mit grellen Farben und modernen Design oder klassische, schlichte Verpackungen an? Worauf lege ich beim Einkauf wert? Tradition oder Innovation?
Mein erstes Gefühl war, dass es deshalb wohl ein Lebensmittel ist, das hauptsächlich von älteren Leuten gekauft und allgemein als altmodisch behandelt wird. Um das herauszufinden, müsste ich wahrscheinlich eine Umfrage starten.
Unabhängig davon, begann ich meine eigene „Speisekammer“ zu durchforsten: und noch einmal muss ich mich fragen, ob es wirklich Zufall sein kann, dass ich die Lunch-Box mit dem Kaiser Natron nahm, denn ist mein Speiseplan neben der veganen Ernährung auch sehr aufs „Wohlbefinden“ ausgerichtet, was daher rührt, dass ich selbst sehr lange Probleme mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und daher rührenden Bauch- und Magenschmerzen hatte. Schon lange wähle ich Lebensmittel, die Magen und Darm schonen und vom Körper leichter umgesetzt werden können. Das wird schon bei meinem Frühstück deutlich, welches – ja, ganz nach dem traditionellen (!) Grundsatz „Frühstücke wie ein Kaiser, esse mittags wie ein König und abends wie ein Bettler“ – wirklich so gut wie NIE ausfällt: hier gibt es für mich nichts besseres, als einen heißen Haferflockenbrei mit etwas Obst, am liebsten Äpfel und Rosinen – natürlich mit einer Tasse Tee:

Die Traditionelle Chinesische Medizin erklärt die Wichtigkeit des Frühstücks mit der „Organuhr“. Jedes Körperorgan habe seine Zeit, zu der es am besten seine Aufgaben erfüllen kann, in der der Energiefluss Qi am stärksten ist. Für die Verdauungsorgane ist das die Zeit zwischen 5 Uhr morgens und 11 Uhr. Das bedeutet, dass das Essen in dieser Zeit den Körper kaum belastet und besonders rasch und effizient in Energie umgewandelt werden kann. Dem warmen Frühstück wird dabei eine besondere Bedeutung zugemessen: Es gilt als erwärmend und energiespendend.
Ich bemerke, dass ich selbst auch gerne und hauptsächlich auf Lebensmittel zurückgreife, die sich „bewährt“ haben. Um auf die oben aufgeworfenen Fragen zu antworten: 



Auch ich bediene mich gerne der Lebensmittel, die vorgeben sich bewährt zu haben oder die für gute, natürliche Qualität ausgezeichnet sind. Hat sich einmal etwas für uns bewährt, also sind wir zufrieden mit einem Produkt, greifen wir immer wieder auf das gleiche zurück, anstatt weiter anderes auszuprobieren, was sich vielleicht sogar als noch besser herausstellen könnte. Plötzlich wird mir eine gewissen Engstirnigkeit in meinem Kaufverhalten bewusst. Berechtigt?

Ich frage mich, wie sich mein Kaufverhalten nun verändern würde, wenn die hier aufgeführten Beispielprodukte in einem anderen Design erscheinen würden. Würde ich davon ausgehen, dass sie guter Qualität sind? Was passiert, wenn Lebensmittel ihr „Kleid“ wechseln?

Was folgt, ist ein Entwurf einer neuen Verpackung für mein „Kaiser Natron“......


„Mit Essen spielt man nicht“ - und plötzlich kreuzt „Kaiser Natron“ meinen Weg...


Ganz entgegen meines normalen Essverhaltens, bei dem ich sehr sorgfältig mit Essen umgehe und Lebensmittel wertschätzend behandele („mit Essen spielt man nicht“ also auch im Sinne meiner veganen Ernährungsweise...), entwickele ich Spaß daran mit Essen zu „spielen“...aber kann man bei „Kaiser Natron“ überhaupt von Essen reden?
Alles auf Anfang: mein erstes Gefühl beim Öffnen meiner Lunch-Box war Enttäuschung, weil es sich nicht um ein Lebensmittel handelt, was die Geschmacksknospen anregt. Weil es auch nicht ohne weiteres verzehrt werden kann, ordne ich es der Kategorie „Zutat“ unter.
Trotzdem erfolgte eine ausführliche Auseinandersetzung mit dieser mir bisher zwar bekannten, dennoch fremd gebliebenen Zutat.
„Kaiser Natron von HOLSTE – für Küche, Haus und Reise“
„Original Kaiser Natron seit 100 Jahren bewährt – fürs Wohlbefinden“
„Natriumhydrogencarbonat“
Aufschriften, die die traditionelle, einfach gehaltene, ja vielleicht sogar altmodische Verpackung auf der Vorderseite zieren.
Ausgehend davon frage ich mich, wofür Kaiser Natron verwendet werden kann. Wobei wird es in der Küche, im Haus und auf der Reise gebraucht? Wer benutzt es? In welchen Haushälten findet man es? Welche Funktionen erfüllt es? Und warum ist es gut fürs Wohlbefinden?
Mir war es bisher nur als Backmittelersatz bekannt und daher auch als Reinigungsmittel.
Das erste, was ich also spontan mit meinem „Kaiser Natron“ anstellte, war die Reinigung meiner „Silo-Thermoskanne“, welche seitdem noch immer glänzt wie neu. Mein Essverhalten reflektierend wurde mir dadurch mal wieder bewusst, dass Tee essentieller Bestandteil meiner täglichen Ernährung ist: um ehrlich zu sein, trifft man mich eigentlich nie ohne eine Teekanne an. Wie es dazu gekommen ist, ist eine andere Geschichte...
Warum ich allerdings bisher sonst nicht mit „Kaiser Natron“ in Berührung gekommen bin, fragte ich mich, nachdem ich dem Verweis zum „KAISER-NATRON-ABC“ auf der Verpackungsrückseite folgte, welches im Supermarkt kostenlos mitzunehmen ist. Daraufhin erwies sich das Natron als wahres Wundermittel: 

...demnach verbessere es den Geschmack von Trinkwasser, das Aroma von Kaffee und Tee, welchen es auch bekömmlicher mache (warum muss Tee bekömmlich gemacht werden?), es eigne sich zum Reinigen von rohem Obst und Gemüse, Häuten von Karotten, Schnellkochen von Hülsenfrüchte, als Backtriebmittel, zur Geruchsbeseitigung bei Holzbrettern und Thermoskannen, zur Zahnfleischpflege und Kühlschrankdesodorierung und als Gegenmaßnahme bei Unbehagen, Unwohlsein und Völlegefühl. Damit sei nur eine kleine Auswahl der vielen – für mich relevanten – Anwendungsmöglichkeiten genannt!!
Um ehrlich zu sein war ich auf der einen Seite zwar ziemlich überrascht und beeindruckt, von dem, was in so einem harmlosen weißen, unscheinbaren Pulver steckt, auf der anderen Seite empfinde ich viele der hier genannten Aspekte auch als überflüssig. Bisher bin ich ohne dieses „Wundermittel“ ausgekommen – also warum sollte sich das ändern.
Bisher weigerte ich mich größtenteils– teilweise bewusst, teilweise aus Vergesslichkeit – die vielen aufgeführten Möglichkeiten auszuprobieren.
So hielt ich zunächst an dem mir Bekannten fest - Natron als Backpulverersatz, denn hier ergab sich in Anlehnung an die Kunst und die Technik des Volumenaufbaus in der Bildhauerei erst einmal der nahe liegendste Zusammenhang.
Meine ersten Backversuche scheiterten kläglich: der zu Ostern mit dreifacher Natron-Dosierung gebackene Möhrenkuchen ging zwar zunächst auf wie ein Hefeteig, fiel dann aber wieder mittig zusammen, wurde anschließend beim Transport zerstört und war zudem durch den hohen Natron-Anteil ungenießbar. Zweiter – in meinem Minibackofen und ohne richtige Backformen etwas provisorischer Versuch – scheiterte ähnlich kläglich: 

Was ich bis jetzt nicht verstehe, ist warum sich der Geschmack (und auch Geruch!) durch das Backen so grundliegend verändert: während der Teig (übrigens nach „Großmutters schnellen Rührkuchen“-Rezept aus einem meiner veganen Kochbücher) trotz des hohen Natrongehalts köstlich schmeckt, kann man den gebackenen Kuchen wirklich nicht essen. Dem werde ich wohl noch nachgehen.
Jedoch: Scheitern macht erfinderisch und so startete ich eine Reihe weiterer Versuche. Für diese verwendete ich ab dann jedoch lediglich Mehl, Natron und das auch im Kaiser-Natron-ABC betonte Essig, welches Grundlage für die Reaktion von Natron zu Kohlensäure ist (ob es eigentlich Zufall ist, dass ausgerechnet mich, die ich doch in der Schule schon Kunst- und Chemie-Leistungskurs hatte, dieses Kaiser Natron fand? :) ). Inspiriert wurde ich dazu schon beim Mischen der Zutaten, weil durch das Sprudeln und die Blasenentstehung tolle Bilder entstanden.
Hier ein paar fotografische Dokumentationsarbeiten:

Balsamico-Essig in Reaktion mit einer Mehl-Zucker-Natron-Öl-Mischung beim zweiten Backversuch

Reaktion von Balsamico-Essig mit Natron in Mehl und Wasser

Reaktion von Balsamico-Essig mit Natron in Mehl und Wasser in Form gegossen - zeitlicher Verlauf

"Mikrowellen-Produkte"
 

Bei den Experimenten mit der Mikrowelle war ich begeistert davon, dass sich die Mischung nach nur kurzer Zeit zu einer Masse mit vielfachen Volumen, interessanter Schwamm-artiger Struktur und vor allem steinharter Konsistenz verwandelte, sodass sie - so wie in Bild 1 (hier rührte ich zusätzlich rote Farbe unter den "Teig") - gleichsam einer Skulptur zu einem definierten Körper verarbeitet, geschnitzt, werden konnte.


Irgendwann hatte ich aber erst einmal genug von dieser Lebensmittelverschwendung, die mir sonst zuwider ist.
Deshalb wandte ich mich einem anderen Interessenschwerpunkt zu...

"Die Liebe zu Spinat ist geblieben. Die zu Tomaten auch." - oder "vegan to sit"

Die Entscheidung zu einer veganen Ernährungsweise bedeutet auch eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem, was ich esse und mit dem, was mein Körper braucht.
Deshalb ist es für mich nicht ungewohnt, mich mit (meiner) Ernährung auseinanderzusetzen.
Seit ich denken kann – also seitdem ich bewusste Entscheidungen treffe – ernähre ich mich vegetarisch. Auch als Kind habe ich kaum Fleisch gegessen. Ich bin noch nie in den „Genuss“ gekommen in ein saftiges Steak zu beißen, habe ich als Kind doch lediglich das Übliche - „Meica's Würstchen“, „Kinderwurst“ und „Chicken McNuggets“ - gegessen. Wer weiß...wäre das anders gewesen, sähe meine Ernährungsweise heute vielleicht ganz anders aus. Aber als Kind war ich sehr engstirnig, was Essen betrifft. Bei mir kam nur auf den Teller, was ich kannte. Nudeln. Pommes. Spinat. Und zu allem (!) möglichst viel Ketchup.
Die Liebe zu Spinat ist geblieben. Die zu Tomaten auch.
Und mit zunehmenden Alter entwickelte ich eine große Freude am Essen und der vegetarischen Küche. Das Kochen und Ausprobieren neuer Rezepte wurde mir durch meine Mutter nahe gebracht – aus meiner Sicht noch heute die weltbeste Köchin :) Meine vegetarische Ernährungsweise wurde in der Familie vollkommen unterstützt und niemand störte sich daran, dass Fisch und Fleisch immer seltener aufgetischt wurden. Vegetarische Lebensmittel überwogen ohnehin.
Mit den Jahren wurden gemeinsame Mahlzeiten sowieso immer seltener. Jeder hatte seinen eigenen Tagesplan, man war selten zur gleichen Zeit Zuhause. Irgendwer kochte für alle und jeder aß davon, wann es ihm gerade passte. Irgendwann war das Sonntagsfrühstück die einzige Essenszeremonie, die gemeinsam „gefeiert“ wurde. In dieser Entwicklung des „Essens im sozialen Kontext“ spiegeln sich heute rückblickend auch viele Familienstrukturen wieder... außerdem wurde in dieser Zeit Essen für mich wortwörtlich immer mehr zur „Neben-Sache“, in dem Sinne, dass ich es nur mal schnell - unterwegs, vorm Fernseher, oder im Stehen am offenen Kühlschrank – eben „nebenbei“ praktizierte.
Dies änderte sich erst mit meinem Auszug von Zuhause und dem Umzug nach Paderborn.
Zurück zu Spinat und Tomaten:
Mit der Entscheidung zum Studium traf ich auch wieder eine bewusstere Entscheidung bezüglich meiner Ernährungsweise und ging zum Veganismus über.
Diese Entscheidung traf ich – wie auch die zum Vegetarismus – aus Überzeugung und Respekt gegenüber meiner Umwelt. Ich bin in der Lage mich rein pflanzlich zu ernähren, also tue ich es auch.
Seitdem gibt es für mich nichts Besseres, nichts Schmackhafteres als frisches Obst und Gemüse.
Hier nur mal ein kleiner Ausschnitt von dem, was immer mindestens zwei Drittel meines Kühlschranks füllt: 

Obwohl ich als Studentin aus finanziellen Gründen zwar größtenteils auf die gleichen Sachen zurück greife und meistens saisonales Obst und Gemüse kaufe, das gerade im Angebot ist, gibt es nichts, was ich nicht mag und es ist für mich immer ein besonders großer Genuss mir ab und zu auch mal ein besonderes Stück Obst oder Gemüse zu gönnen. Und dennoch gibt es nichts über einen leckeren, saftigen, fruchtig-sauren Apfel oder einen einfachen bunt gemischten Salat!
Für eine vegane Ernährung sind außerdem jegliche Nüsse und Trockenfrüchte sowie Sojaprodukte und Hülsenfrüchte zur ausreichenden Eiweißversorgung und Getreide- und Pseudogetreideprodukte wichtig. Durch die vegane Ernährungsumstellung habe ich wieder riesige Freude am Kochen und am Ausprobieren neuer Lebensmittel gewonnen. Ich habe gelernt, dass Kochen nicht gleich Kochen ist, dass es wichtig ist, wie man seine „Rohstoffe“ zubereitet und es ist mir wichtig zu wissen, was ich zu mir nehme.
Dies ist auch einer der Gründe, weshalb ich auch heute meist noch im „Lunch-Box-Stil“ esse: ich esse gerne mein eigens zubereitetes Essen, weil ich so auch sicher sein kann, was (nicht) drin steckt und weil ich gerne koche. Des weiteren bin ich kein Freund der Mensa, weil es mir dort zur Mittagszeit zu voll und zu laut ist: beim Essen brauche ich eine positive Atmosphäre, möchte ich mich entspannen. Mein Essen „to go“ nehme ich deshalb trotzdem nicht im Gehen, sondern immer irgendwo in aller Ruhe und im Sitzen zu mir.
Hier ein typisches Beispiel, womit ich mich nach dem Frühstück den Tag über versorge:

 
Haha, während ich hier über mein Essverhalten reflektiere, bemerke ich immer mehr, wie sehr ich mich die ganze Zeit schon unbewusst auf den Spuren des derzeitigen „Slow Food“-Trends bewege ... :D

Essen. Bauch - Körper - Herz - Kopf. Gedanken

Was esse ich wann, wo, wie, mit wem und warum?
Was denke und fühle ich dabei?
'Essen hält Leib und Seele zusammen', sagt man.
Welche Bedeutung hat Essen für mich?
Bauch – Körper – Herz – Kopf

Essen. Nahrung. Grundbedürfnis des Menschen.
Ursprung: Essen = Energie = Überleben.
Jetzt: Überfluss. Zu viel. Mehr als notwendig. Zu viel Auswahl. Alles immer überall erhältlich.
Zu viel Schlechtes.
Wegwerfgesellschaft.
Aber was ist gut? Natürlich, rein, frisch. Natur.
Der Mensch ist in der Lage sich rein pflanzlich zu ernähren. Also tu ich es.
Vegan.
Bewusstsein. Achtsamkeit.
Bewusste Ernährung heißt bewusste Entscheidungen zu treffen: es geht nicht nur um mich.
Meine Ernährungsweise hat Auswirkungen auf meine Mitwelt. Ich bin verantwortlich.

Essen. Nahrung. Grundbedürfnis des Menschen.
Oder: Essen aus Gewohnheit, aus Gefühlen heraus, Essen als Ersatz.
Hunger. Was ist das? Körperhunger? Seelenhunger?
Gutes Zeichen? Schlechtes Zeichen?
Wert. Bewertung. Wertschätzung. Selbstwert.
Muss ich? Darf ich? Will ich?
Was brauche ich wann?
Ich habe die Wahl. Ich entscheide.
Denken. Fühlen. Genießen. Erlauben.
Genuss oder Bedürfnis? Dazwischen? Aus dem Gleich-Gewicht.
Gewicht. Wichtig. Essen ist wichtig.

Essen. Nahrung. Grundbedürfnis des Menschen.
Ursprung: Essen = Energie = Überleben.
Essen ist wichtig.
Deshalb möchte ich wissen, was ich esse.
Zeit nehmen für Essen.
Nicht zwischendurch, sondern bewusst. Bewusste Wahrnehmung.
Nicht ablenken. Schmecken. Schätzen. Wertschätzen.
Gestilltes Bedürfnis genießen.
Essensrituale. Regelmäßigkeiten.
Schnelllebige Welt. Gleichzeitigkeit. Multi-tasking. Keine Zeit. Alles 'to go'.
Aber Essen ist 'to sit'. Essen braucht Zeit und Aufmerksamkeit.