Montag, 28. April 2014

„Mit Essen spielt man nicht“ - und plötzlich kreuzt „Kaiser Natron“ meinen Weg...


Ganz entgegen meines normalen Essverhaltens, bei dem ich sehr sorgfältig mit Essen umgehe und Lebensmittel wertschätzend behandele („mit Essen spielt man nicht“ also auch im Sinne meiner veganen Ernährungsweise...), entwickele ich Spaß daran mit Essen zu „spielen“...aber kann man bei „Kaiser Natron“ überhaupt von Essen reden?
Alles auf Anfang: mein erstes Gefühl beim Öffnen meiner Lunch-Box war Enttäuschung, weil es sich nicht um ein Lebensmittel handelt, was die Geschmacksknospen anregt. Weil es auch nicht ohne weiteres verzehrt werden kann, ordne ich es der Kategorie „Zutat“ unter.
Trotzdem erfolgte eine ausführliche Auseinandersetzung mit dieser mir bisher zwar bekannten, dennoch fremd gebliebenen Zutat.
„Kaiser Natron von HOLSTE – für Küche, Haus und Reise“
„Original Kaiser Natron seit 100 Jahren bewährt – fürs Wohlbefinden“
„Natriumhydrogencarbonat“
Aufschriften, die die traditionelle, einfach gehaltene, ja vielleicht sogar altmodische Verpackung auf der Vorderseite zieren.
Ausgehend davon frage ich mich, wofür Kaiser Natron verwendet werden kann. Wobei wird es in der Küche, im Haus und auf der Reise gebraucht? Wer benutzt es? In welchen Haushälten findet man es? Welche Funktionen erfüllt es? Und warum ist es gut fürs Wohlbefinden?
Mir war es bisher nur als Backmittelersatz bekannt und daher auch als Reinigungsmittel.
Das erste, was ich also spontan mit meinem „Kaiser Natron“ anstellte, war die Reinigung meiner „Silo-Thermoskanne“, welche seitdem noch immer glänzt wie neu. Mein Essverhalten reflektierend wurde mir dadurch mal wieder bewusst, dass Tee essentieller Bestandteil meiner täglichen Ernährung ist: um ehrlich zu sein, trifft man mich eigentlich nie ohne eine Teekanne an. Wie es dazu gekommen ist, ist eine andere Geschichte...
Warum ich allerdings bisher sonst nicht mit „Kaiser Natron“ in Berührung gekommen bin, fragte ich mich, nachdem ich dem Verweis zum „KAISER-NATRON-ABC“ auf der Verpackungsrückseite folgte, welches im Supermarkt kostenlos mitzunehmen ist. Daraufhin erwies sich das Natron als wahres Wundermittel: 

...demnach verbessere es den Geschmack von Trinkwasser, das Aroma von Kaffee und Tee, welchen es auch bekömmlicher mache (warum muss Tee bekömmlich gemacht werden?), es eigne sich zum Reinigen von rohem Obst und Gemüse, Häuten von Karotten, Schnellkochen von Hülsenfrüchte, als Backtriebmittel, zur Geruchsbeseitigung bei Holzbrettern und Thermoskannen, zur Zahnfleischpflege und Kühlschrankdesodorierung und als Gegenmaßnahme bei Unbehagen, Unwohlsein und Völlegefühl. Damit sei nur eine kleine Auswahl der vielen – für mich relevanten – Anwendungsmöglichkeiten genannt!!
Um ehrlich zu sein war ich auf der einen Seite zwar ziemlich überrascht und beeindruckt, von dem, was in so einem harmlosen weißen, unscheinbaren Pulver steckt, auf der anderen Seite empfinde ich viele der hier genannten Aspekte auch als überflüssig. Bisher bin ich ohne dieses „Wundermittel“ ausgekommen – also warum sollte sich das ändern.
Bisher weigerte ich mich größtenteils– teilweise bewusst, teilweise aus Vergesslichkeit – die vielen aufgeführten Möglichkeiten auszuprobieren.
So hielt ich zunächst an dem mir Bekannten fest - Natron als Backpulverersatz, denn hier ergab sich in Anlehnung an die Kunst und die Technik des Volumenaufbaus in der Bildhauerei erst einmal der nahe liegendste Zusammenhang.
Meine ersten Backversuche scheiterten kläglich: der zu Ostern mit dreifacher Natron-Dosierung gebackene Möhrenkuchen ging zwar zunächst auf wie ein Hefeteig, fiel dann aber wieder mittig zusammen, wurde anschließend beim Transport zerstört und war zudem durch den hohen Natron-Anteil ungenießbar. Zweiter – in meinem Minibackofen und ohne richtige Backformen etwas provisorischer Versuch – scheiterte ähnlich kläglich: 

Was ich bis jetzt nicht verstehe, ist warum sich der Geschmack (und auch Geruch!) durch das Backen so grundliegend verändert: während der Teig (übrigens nach „Großmutters schnellen Rührkuchen“-Rezept aus einem meiner veganen Kochbücher) trotz des hohen Natrongehalts köstlich schmeckt, kann man den gebackenen Kuchen wirklich nicht essen. Dem werde ich wohl noch nachgehen.
Jedoch: Scheitern macht erfinderisch und so startete ich eine Reihe weiterer Versuche. Für diese verwendete ich ab dann jedoch lediglich Mehl, Natron und das auch im Kaiser-Natron-ABC betonte Essig, welches Grundlage für die Reaktion von Natron zu Kohlensäure ist (ob es eigentlich Zufall ist, dass ausgerechnet mich, die ich doch in der Schule schon Kunst- und Chemie-Leistungskurs hatte, dieses Kaiser Natron fand? :) ). Inspiriert wurde ich dazu schon beim Mischen der Zutaten, weil durch das Sprudeln und die Blasenentstehung tolle Bilder entstanden.
Hier ein paar fotografische Dokumentationsarbeiten:

Balsamico-Essig in Reaktion mit einer Mehl-Zucker-Natron-Öl-Mischung beim zweiten Backversuch

Reaktion von Balsamico-Essig mit Natron in Mehl und Wasser

Reaktion von Balsamico-Essig mit Natron in Mehl und Wasser in Form gegossen - zeitlicher Verlauf

"Mikrowellen-Produkte"
 

Bei den Experimenten mit der Mikrowelle war ich begeistert davon, dass sich die Mischung nach nur kurzer Zeit zu einer Masse mit vielfachen Volumen, interessanter Schwamm-artiger Struktur und vor allem steinharter Konsistenz verwandelte, sodass sie - so wie in Bild 1 (hier rührte ich zusätzlich rote Farbe unter den "Teig") - gleichsam einer Skulptur zu einem definierten Körper verarbeitet, geschnitzt, werden konnte.


Irgendwann hatte ich aber erst einmal genug von dieser Lebensmittelverschwendung, die mir sonst zuwider ist.
Deshalb wandte ich mich einem anderen Interessenschwerpunkt zu...

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