Montag, 16. Juni 2014



KünstlerIn, Titel und Entstehungsjahr sowie weitere bibliografische Angaben des mir vorliegenden Bildes sind mir unbekannt. Es scheint sich um ein Stillleben im Format einer Fotografie zu handeln.

Zu sehen ist ein Holztisch, auf dem eine Muschel, eine Serviette, ein Löffel, eine Schüssel, eine Scheibe Brot und eine Tasse positioniert sind.
Die Perspektive ist die einer Aufsicht, da der Betrachterblick von oben über den Dingen steht. Jenes erwähnte Gedeck ist in horizontaler Ausrichtung der Holzstreben des Tisches platziert. Ziemlich zentral befindet sich in der Bildmitte eine violette Schüssel, die eine milchig trübe Suppe enthält. Ihr Durchmesser ist etwa so lang, wie der Löffel, welcher links neben ihr auf einer rechteckig gefalteten Stoffserviette liegt. Auf der rechten Bildseite befindet sich ein Stück Brot in Schüsselnähe sowie eine graubeige becherartige Tasse mit einem Henkel, die halbvoll mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit gefüllt ist. Der linke Bildrand wird durch eine handgroße weiße Muschel geziert. Eine weitere Muschel oder ein Steinstück in Löffelkopfgröße liegt schräg überhalb der Schüssel. Zwei weitere Steine sind am rechten Bildrand zu erkennen, welche ebenso als Muschelbruchstücke zu identifizieren wären.

Ein zentrales Element nimmt nicht nur die Suppenschüssel aufgrund ihrer Positionierung ein, sondern auch die relativ große Muschel, welcher von allen Bildelementen eine besondere bedeutungstragende Funktion zuzuschreiben ist, da mit ihr unweigerlich begrifffliche Konnotationen wie Strand, Meer und Strandgut einhergehen. Somit kann gedanklich eine örtliche Eingrenzung über die Bildaufnahme stattfinden, wobei die Muschel auch Dekomaterial sein könnte.
Während ich die bildlichen Gegenstände zu Beginn in Leserichtung eröffnet habe, wäre eine intuitive Auflistung von mir folgende: eine Schüssel, eine Tasse, ein Löffel, eine Serviette, eine Scheibe Brot und eine Muschel. Erste Assoziationen gingen mit der gefüllten Schale und Tasse einher. Eine warme Mahlzeit und ein Heißgetränk, als Kaffee oder Schwarztee identifiziert, wirken einladend und machen hungrig, vor allem, weil alles in greifbarer Nähe zu stehen scheint. Obwohl es sich um eine fotografische Aufnahme handelt, wenig Gegenstände vorhanden sind und dem Betrachter das Wissen um einen Umgebungskontext fehlt, werden alle Sinne angesprochen. Ich habe das Bedürfnis, die Suppe zu kosten, den Tee zu riechen, das Holz zu fühlen und mir die Muschel an das Ohr zu halten, um ein vermeintliches Meeresrauschen zu hören. Diese positiven Eindrücke werden durch die warmen Farben und die Draufsicht unterstützt. Die Bildkomposition wirkt harmonisch, da sich formal ein Halbkreis ziehen lässt, welcher nach oben hin geöffnet ist. Zudem sind fast alle Motive rund, bis auf Serviette und Tisch bzw. rechteckiger Bildausschnitt.

Das nicht einheitliche Porzellangeschirr, welches auch Gebrauchsspuren aufweist und das Brot, welches direkt auf der Tischplatte liegt, erschließt eine eher rustikale Atmosphäre. Gleichzeitig offenbart sich damit ein Aspekt von Sparsamkeit oder auch Genussfreude der Einfachheit. Darüber hinaus tritt für mich eine Vorstellung von Einsamkeit heraus, da die im Mittelpunkt stehenden Objekte Löffel, Schüssel und Tasse in einfacher Ausführung vorhanden sind. Man kann nicht sagen, ob es ein 'Gegenüber' gibt, der mit am Tisch sitzt und ob die Suppe warm oder kalt ist. Trotz der lockeren Ausstrahlung wirkt diese Tischkomposition arrangiert. Wenn ich diesem Bild einen Titel geben müsste, würde ich es „Puristische Pause“ nennen.

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