Liam Gilick war in Rahmen seiner Arbeit im Deutschen
Pavillon fasziniert und inspiriert von der Frankfurter Küche, konstruiert von
der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzy aus dem Jahr 1926.
Vergleicht man die Bewegungsspuren in der Frankfurter Küche
mit denen des Werks von Gilick im Deutschen Pavillon, dann erkennt man direkt
eine große Unterschiedlichkeit. Die Frankfurter Küche ist auf die
Funktionalität reduziert, sollte das Arbeiten effizienter und schneller
gestalten. Durch die Positionierung der Küche bei Gilick mitten im Raum- eine Einbauküche ohne Einbau- wird
die Funktionalität völlig aufgehoben, abgesehen davon, dass es weder Geräte
noch Kochzutaten gibt.
Die Frankfurter Küche wurde lediglich für eine Person
konzipiert. Gilick handelt anders. Von der Größe und weite des Raumes könnte
die Küche für mehrere Personen entwickelt worden sein, aber durch das
permanente Kreuzen der Bewegungs- und Handlungslinien ist keine Arbeit mit
mehreren Personen möglich. Die Küche wird von einem Funktionalen Objekt zu
kochen, zur Skulptur mit völlig unterschiedlicher Funktionalität.
Ebene 2 Deutscher Pavillon
Gilick wollte aufgrund der nationalsozialistischen
Vergangenheit des Deutschen Pavillons gegen dessen Geschichte, also gegen das Gebäude
ankämpfen. Indem die Küche aufgrund ihrer Form und Materialität ein
skulpturales Moment erhält, erzeugt er ein Skulpturenspiel, was zur Folge hat,
dass er das Gebäude nutzlos macht ohne es zu verstecken. Die Wände werden
durchdrungen, indem die Küche durch die Türrahmen verläuft und sich mitten im
Raum befindet.
Des Weiteren wird aber schon beim Eintreten in den Pavillon
der Eintritt in eine besondere neue Umgebung suggeriert, indem bunte
Plastikvorhänge aufgehangen wurden. Diese sind uns aus unseren Alltag bekannt.
So versucht der Künstler zunächst diesen historisch aufgeladenen Ort zu einem
Alltagsort herabzustufen. Es entsteht eine Spannung sogar einen Gegensatz von
der Erhabenheit der Architektur, des Gebäudes und zu der alltäglichen
Architektur der Küche, auch mithilfe der Plastikvorhänge. Durch diese beiden
hervorgehobenen Merkmale wird die Ortspezifität des Kunstwerks sehr deutlich.
Ebene 3 Titel
Der Titel ist als eine Frage formuliert, welche sich direkt
an den Betrachter richtet, er fragt danach, wie man sich an einen solchen Ort
verhalten würde.
Verstärkt wird des durch die sprechende Katze, welche auf
einem Schrank sitzt und eine endlose Geschichte über Menschen erzählt, wie diese auf eine sprechende Katze
reagieren würden. Dabei kämpft die Katze
gegen das Echo des Gebäudes an. Man kann das Gesagte kaum verstehen, doch hier
wird der oben genannte Kampf gegen die Geschichte des Gebäudes erneut sichtbar.
Der Betrachter wird permanent mit Widersprüchlichkeiten
konfrontiert: Erhabenheit-Alltag, Leere-Katze, Weitläufigkeit-Enge. Die Frage
„Wie würden Sie sich verhalten?“ rückt so ins Zentrum. Indem der Künstler durch
die Katze spricht, ergibt sich sogar eine direkte Spannung zwischen Künstler
und Betrachter/Kollektiv. Eine Harmonie in diesem Raum ist aufgrund der stetigen
Fragen ohne Antworten/die stetige Überforderung nicht möglich. Man muss den
Ort, die Umgebung und das Kunstwerk aushalten aber das Unvereinbare bleibt
bestehen.